Wie begossene Pudel schlichen die Profis von Rot-Weiss nach dem Abpfiff über den heiligen Rasen an der Hafenstraße. In den vorangegangen 90 Minuten wurde der Aufstiegskandidat von den Hobby-Kickern des FC Kray in seine Einzelteile zerlegt. RWE kassierte zuletzt zehn Gegentore in drei Spielen. Und das unter einem Trainer, der als Defensiv-Fanatiker gilt.
Es scheint, als hätten sich Marc Fascher und Sportvorstand Dr. Uwe Harttgen bei der Personalauswahl vergriffen. Speziell die Leistungen der Innenverteidiger genügen nicht den Ansprüchen einer Spitzenmannschaft. Mario Neunaber enttäuscht auf ganzer Linie. Da Fascher jedoch die Idee hatte, ihn zum Kapitän zu ernennen, steht er nun vor einem Problem. Denn in dieser Form hat er genau wie Richard Weber nichts auf dem Rasen zu suchen.
Viel dramatischer ist jedoch der Umstand, dass die Basis des Vereins aufgegeben wurde, um Spieler dieses "Formats" zu finanzieren. Mit der Abschaffung der U23 hat Harttgen nicht nur die jahrelange Arbeit der Nachwuchsabteilung torpediert, sondern gleichzeitig auch die Seele des Vereins verkauft. Sämtliche Grundsätze, die den Verein nach der Insolvenz ausgezeichnet haben, wurden über den Haufen geworfen, damit Harttgen seine bundesweite Shoppingtour durchführen konnte. Dem Eindruck der ersten Spiele nach zu urteilen, hat der Norddeutsche bei dem einen oder anderen Neuzugang auf das falsche Pferd gesetzt. Sollte in Zukunft keine deutliche Besserung bei der von ihm zusammengestellten Mannschaft eintreten, greifen die Mechanismen des Geschäfts. Das weiß auch Harttgen.